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Die Mystikerin Barbara Pfister

Ab und zu lädt auch ein Friedhof zum Schlendern ein, zum gemütlichen Spaziergang, zum Durchatmen. Hier und dort entdeckt man ein Grab, in dem ein Mensch, den man seit Jahren aus den Augen verloren hat, ruht. Gräber können durchaus viel erzählen, sie rufen Gedanken an frühere Zeiten wach, an Freunde, Arbeitskollegen, Erfolgreiche, an Abgerissene, Unfallopfer, Mordopfer, an schräge Typen, an Normalos, an Vergessene, an Unvergessene, Linientreue und Querdenker, Querulanten, Galgenvögel und Gescheiterte, an krumme Touren, an Geradlinigkeit, an berühmte Lebensläufe, an Karrieren nach oben und nach unten.

Imposant gleichen die Zigeunergräber auf dem Speyerer Friedhof herrschaftlichen Ruhestätten. Der Judenfriedhof lässt zurück blicken in die Epochen vor Gurs und Auschwitz. Und plötzlich fällt im Süden des Friedhofs ein Grab auf, das nicht nur mit immer frischen Blumen, sondern vor allem mit vielen Votivtafeln hervorsticht, auf denen nur „Danke“ steht, oder „Barbara hat geholfen“. Es ist das Grab der Barbara Pfister und ihrer Mutter Margaretha.

Ein Kreis um Barbara Pfister kümmert sich seit ihrem Tod anno 1909 um dieses Grab, lässt in Gottesdiensten und Andachten an sie denken. Im Gebet, in Fürbitten wird Barbara von ihren Verehrern angefleht. Aber als eine Selige darf sie nicht verehrt werden, erst recht nicht als Heilige, auch wenn manche Menschen glauben, dass Barbara „geholfen“, quasi ein Wunder bewirkt hat. Die Gebets- und Votivtafeln lassen auf Hilfen der stigmatisierten Mystikerin schließen. Eine Selige ist Barbara Pfister erst nach der offiziellen Verkündigung durch den Vatikan. Eine Seligsprechung Barbaras dürfte noch lange auf sich warten lassen.

Was war mit Barbara passiert, die am 1. September 1867 in Wattenheim bei Grünstadt das Licht der Welt erblickte? Ihr Vater war Schreiner, ihre Mutter, aus Hettenleidelheim, stammte aus der Familie von Recum. Ihr Vorfahre Andreas wurde von Kaiser Napoleon I. in den erblichen Adelsstand erhoben.

Schon als Kind habe Barbara „mystische Erfahrungen“ gehabt. Beim Empfang der Erstkommunion habe sie in der Hostie tatsächlich Jesus erblickt. Bevor die Jugendliche 17 wurde, trat sie in das Kloster der Speyerer Dominikanerinnen von St. Magdalena ein. Ab und zu sei sie nach dem Empfang der Kommunion in Ohnmacht gefallen. Zu jener Zeit war niemandem bewusst, dass die Ohnmacht im Zusammenhang mit Visionen stehen könnte.

Mystische Wunden

In Speyer verdiente Barbara, nachdem sie wegen ihres Zustandes aus dem Kloster entlassen werden musste, als Haushaltshilfe Geld, um die Familie zu unterstützen. Bald seien die Visionen vom Leiden Jesu Christi immer stärker geworden. Ärzte im Speyerer Spital hatten für das Leiden der Barbara keine Erklärungen. Am 30. Juni 1890 seien die Stigmata – Wundmale Christi, Abzeichen der Dornenkrone – auf ihrem Körper zum ersten mal sichtbar geworden: an den Füßen, an den Händen, am Kopf und am Herzen.

Medizinische und polizeiliche Untersuchen – letztere wegen des Verdachts auf Betrug – brachten keine Ergebnisse. Geistliche bestätigten ihren einwandfreien Lebenswandel. Prälat Nikolaus Lauer (Speyer) ging von „mystischen Wunden“ aus, sei doch aufgefallen, dass die Schmerzen plötzlich kommen und plötzlich gehen, eine medizinische Erklärung sei nicht möglich gewesen. Es wird berichtet, dass die Stigmatisierte vor allem in der Passionszeit starke Schmerzen verspürt habe.

Barbara habe ihr Leiden verstanden als Buße für die Armen Seelen: keine Seele soll verloren gehen. Der damalige Pfarrer Josef Kapper versicherte, dass das Blut, das im Zusammenhang mit den Stigmata in einem Labor untersucht wurde, echt sei und von Barbara stamme. Die Zahl der Zeugen, die die Wundmale an Barbara gesehen haben, sei groß, wird überliefert. Auch Ordensschwestern gaben Zeugnis von den Ereignissen um Barbara.

Am 7. März 1909 wurde Barbara von ihrem Bruder Balthasar besucht. Er versprach ihr, dass er nach ihrem Tod die Mutter zu sich nehmen werde. Ahnte Barbara im Beisein ihres Bruders, dass sie in wenigen Stunden von dieser Welt gehen muss? Im Pilger, der Zeitung des Bistums Speyer, Ausgabe 37/1996, schreibt der Autor einer Reportage über Barbara Pfister, Erich Ramstetter, dass Barbara Pfister „nach einem sehr harten und schweren Todeskampf“ in der Nacht vom 9. auf den 10. März verschieden ist. Ihr letztes Wort sei „Jesus“ gewesen. Im Pilger heißt es abschließend: „Wie Nikolaus Lauer in seinem Buch 'Barbara Pfister' schreibt, sind nach ihrem Tod mehrere offensichtliche Gebetserhöhungen geschehen.“

Von 1896 bis zu ihrem Tod lebte Barbara Pfister in Speyer im Haus der Barmherzigen Schwestern in der Engelsgasse. Dr. Edith Stein, 1998 heilig gesprochen, die zehn Jahre in Speyer wohnte und als Lehrerin an der Klosterschule St. Magdalena lehrte, habe das Grab der Barbara Pfister oft aufgesucht, schreibt Schwester Maria Adele Herrmann in ihrem Buch „Die Speyerer Jahre der Edith Stein“.

Die Akten zu Barbara Pfister befinden sich im Bistumsarchiv Speyer unter Verschluss. Sie sind gesperrt und dürfen erst geöffnet werden, wenn beispielsweise ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet werden soll.

Quelle: Bernhard Bumb (Rhein-Neckar-Report)

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