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Papst Pius XII. und das Apostolische Schreiben Dum maerenti animo: Die Kirche in der Verfolgung

(Auszüge des Apostolischen Schreibens vom 29. Juni 1956)

Heute werdet ihr, die ihr in den erwähnten Ländern wohnt, und mit euch zugleich noch viele andere nicht nur des lateinischen, sondern auch des orientalischen Ritus, östlich von euch oder nördlich längs der Küste des Baltischen Meeres leider wiederum aufs traurigste und kummervollste heimgesucht. Mehr als zehn Jahre sind schon vergangen, seit die Kirche Jesu Christi, wie ihr aus eigener Erfahrung wißt, wenn auch nicht überall gleicherweise, ihrer Rechte beraubt ist; ihre frommen Vereinigungen und religiösen Orden sind aufgelöst und zerstreut, und die Oberhirten können entweder ihre Amtspflichten nicht frei erfüllen oder sie sind von ihrem Amtssitz vertrieben, im Exil oder unter Arrest; ferner hat man inl frevelhafter Weise Diözesen des katholisch-orientalischen Ritus aufgehoben und deren Priester und Gläubige mit, allen Mitteln zur schismatischen Kirche gezwungen. Auch wissen Wir, dass viele, nur weil sie sich offen, aufrichtig und mutig bemühen, ihren Glauben zu bekennen und tapfer zu verteidigen, alle Art Verfolgungen zu erdulden haben. Mit besonderer Betrübnis wird Unser Herz bei dem Gedanken erfüllt, dass der Geist der Kinder und Jugendlichen mit trügerischen und falschen Lehren infiziert wird, die sie von Gott und seinen heiligen Geboten wegführen, zum größten Schaden für dieses und zur Gefahr für das künftige Leben.

Uns, die Wir nach göttlichem Ratschluß den Stuhl des heiligen Petrus innehaben, schwebt das Schauspiel dieser traurigen Dinge gleichsam ständig vor Augen; und wie Wir schon früher in Apostolischen Briefen davon gesprochen haben, so können Wir im Bewußtsein Unserer Amtspflicht auch diesmal nicht schweigen. Da auch Wir das ernste und doch süße Gebot, das der Herr Christus dem Apostelfürsten und seinen Nachfolgern gegeben hat: "Stärke deine Brüder!" (Lk. 22, 32), treu erfüllen müssen, so möchten Wir eure heiligen Vorsätze wieder und wieder steigern und festigen, indem Wir euch Unser von Liebe erfülltes Herz öffnen; und Wir sagen euch, dass ihr um der Christus geschuldeten Treue willen und der großen Liebe zu ihm all diese Schmerzen, Bitternisse und Drangsale erleidet.

An erster Stelle nennen Wir euch, geliebte Söhne, die Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche· Joseph Mindszenty, Aloisius Stepinac und Stefan Wyszynski, die Wir euch selber um eurer besonderen Verdienste, der eifrigen Wahrnehmung eurer Hirtenpflichten und eurer Unermüdlichkeit in der Verteidigung der Freiheit der Kirche willen mit der Würde des römischen Purpurs geschmückt haben. Ständig denken Wir betrübten Herzens daran, was und wieviel ihr für Christus gelitten habt und tapfer und standhaft ertragt, da ihr unrechtmäßigerweise von euren Sitzen vertrieben seid und euer Amt nicht ausüben könnt. Wie Wir euch vor Augen haben und euch im Geiste väterlidt nahe sind, so auch den ehrwürdigen Brüdern im Bischofsamt, die sich durch bewährte Treue gegenüber dem Heiligen Stuhl auszeichnen, sowie den Priestern beider Ordnungen, des Welt- und des Ordensklerus, und den Scharen der Männer und Frauen, die sich dem Dienste Gottes geweiht haben, schließlich all den geliebten Söhnen und Töchtern, die bei euch unter größten Schwierigkeiten das friedliche und friedebringende Reich Jesu Christi schützen und fördern. Tief besorgt um euch alle, die ihr um Christi willen Not, Verlust und Schaden erleidet, richten Wir täglich Unsere flehentlichen Gebete an den Allmächtigen Gott, er möge gnädig und barmherzig euren Glauben bewahren und stärken, eure Ängste lindern und beschwichtigen, euch mit himmlischen Gaben trösten, die geschlagenen und kranken Glieder des Mystischen Leibes Christi zu vollkommener Gesundheit zurückführen und nach Beruhigung des gegenwärtigen Sturms endlich bei euch und bei allen den wahren, ungetrübten Frieden, der auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe beruht, aufleuchten lassen.

Niemals, ihr wißt es genau, vergißt unser Erlöser seine Kirche, niemals läßt er sie im Stich, ja je wilder die Wogen das Schifflein Petri umherwerfen, desto sicherer wacht der göttliche Schiffer, auch wenn er zu schlafen scheint (vgl. Matth. 8, 24; Luk. 8, 23). Täglich sollt ihr die Verheißung erwägen, die den christlichen Seelen, die in der gegenwärtigen Zeit schwer heimgesucht werden, sichere Hoffnung und zuverlässigen Trost einflößt: "Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeit" (Matth. 28, 20). Nun aber: "Wenn Gott mit uns ist, wer könnte gegen uns sein?" (Röm. 8, 31.) Christus ist also bei euch und wird euch, wenn ihr ihn bittet, niemals seine göttliche Hilfe verweigern; doch verlangt er von allen, dass sie die Gebote der katholischen Kirche noch eifriger befolgen und den Glauben stets hochherzig verteidigen. Worum es dabei geht, wißt ihr; es geht um euer, eurer Söhne und all eurer Nächsten ewiges Heil, das heute infolge der zunehmenden Verwegenheit der Atheisten in schwerer Gefahr ist. Wenn jedoch in diesem geistigen Kampf jeder Einzelne, wie Wir fest vertrauen, tapfer und treu kämpft, so wird es niemals Besiegte, sondern immer nur ruhmwürdige Opfer geben können; ja aus den ungerechten Verfolgungen und den erlittenen Martern werden der Kirche neue Triumphe erstehen, die mit goldenen Lettern in ihre Annalen eingetragen werden. Aber Wir wagen nicht einmal Uns vorzustellen, dass die Jünger Christi den Kampfplatz mit gebrochenem Mut verlassen, das Bekenntnis eines aufrichtigen Glaubens verbergen und hintansetzen oder träge, matt und gleichgültig einschlafen könnten, während die Verfechter des Unglaubens das Reich Gottes zu stürzen suchen. Sollte dies irgendwo geschehen - was Gott verhüten möge -, so wäre das nicht nur für die Deserteure selber; sondern auch für die christlichen Gemeinschaften, ein nicht wiedergutzumachender Schaden und ein unermeßliches Unglück.

Zu Unserem größten Troste wissen Wir, dass es bei euch viele gibt, die edlen und starken Sinnes bereit wären, alles, selbst Freiheit und Leben, hinzugeben, ehe sie die Unversehrtheit des katholischen Glaubens aufs Spiel setzten; Wir wissen auch, dass unter den kirchlichen Oberhirten nicht wenige hierin den anderen ein Beispiel unbesiegbarer christlicher Standhaftigkeit gegeben haben und dass zumal ihr, geliebte Söhne und Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche, zu einem erhabenen Schauspiel vor der Welt, den Engeln und Menschen geworden seid (vgl. 1 Kor. 4, 9). Doch wissen, Wir leider auch, dass die menschliche, Gebrechlichkeit und Unsicherheit wankt, zumal wenn Not und Mühsal so lange dauern. Dann kann es vorkommen, dass einige den Mut verlieren und im Eifer erlahmen und, was noch verhängnisvoller ist, dann meinen, man müsse die Lehre Jesu Christi mildern und, wie sie sagen der neuen Zeit und den örtlichen Verhältnissen anpassen und die Prinzipien des katholischen Glaubens, so abschwächen und ändern, dass es zwischen ihm und den fortschreitenden Irrtümern dieser Welt zu einer Art falscher Versöhnung kommt.

Quelle: Herder-Korrespondenz Herder Verlag Freiburg im Breisgau, 11. Jahrgang, Heft 1, Oktober 1956, S. 6-8

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